Eine Zusatzversicherung für Brustvergrößerung

 

Patientinnen sind erfreut; Konsumentenschützen empört. Die Schweizer Krankenkasse Sanitas bietet für Frauen eine Zusatzversicherung für Brustvergrößerungen an. Dies ist in Europa, soweit bekannt, einmalig. Die Zusatzversicherung von Sanitas firmiert unter der Bezeichnung „Jump“ und wendet sich an Frauen im Alter zwischen 19 und 25 Jahren.

Jump

Die Zusatzversicherung Jump bietet neben Sehhilfen und Therapien der Alternativmedizin auch die Übernahme der Kosten für kosmetische Eingriffe. Die Prämien sind günstig. Abhängig vom Alter der Versicherten und dem Region, in der sie leben belaufen sich die monatlichen Prämien zwischen 10 und 15 Schweizer Franken. Allerdings übernimmt Jump nicht die kompletten Kosten für die Brustvergrößerung, sondern beteiligt sich mit 80 Prozent daran.

Kostenbeteiligung

Die Kostenbeteiligung von Jump in Höhe von 80 Prozent der entstandenen Kosten für die Brustvergrößerung ist enorm. Allerdings prüft die Versicherungsgesellschaft sorgfältig und nach strengen Maßregeln, ob sie sich an den Kosten für die Brustvergrößerung beteiligt. Es muss generell auch für diese Operation eine ärztliche Verordnung vorliegen. Die Kostenbeteiligung wird verweigert, wenn es sich bei der Brustvergrößerung um eine Behandlung handelt, die der Selbsterfahrung, Selbstverwirklichung oder der Persönlichkeitsreifung zugeordnet wird. Auch eine Verbesserung oder Behebung von physischen Mängeln wird nicht übernommen. Ausnahme ist, wenn eine Notwendigkeit aufgrund eines versicherten Ereignisses vorliegt.

Es gibt auch Kritik

Wo Freude herrscht, ist die Kritik nicht weit. Als „moralisch verwerflich“ bezeichnet die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) Sara Stadler die Zusatzversicherung der Sanitas. Sie findet das Geschäftsmodell auch ethisch sehr fragwürdig und nicht seriös. Sara Stadler sieht in der Zusatzversicherung Jump ein Geschäftsmodell, das den Wunsch junger Frauen nach einem perfekten Körper weckt. Für Sara Stadler ist dies verantwortungslos und einer seriösen Krankenkasse unwürdig.

Der Branchenverband der Schweizer Krankenkassen Santésuisse sieht die Zusatzversicherung mit Gelassenheit. Grund dafür ist, dass Zusatzversicherungen nicht in den Bereich des Branchenverbandes fallen. Der Mediensprecher Christophe Kaempf sieht in den Zusatzversicherungen eine wirtschaftliche Freiheit der Kassen. Letztendlich ist der Arzt gefordert. Er muss die Notwendigkeit der Brustvergrößerung abklären. Wie weitere Recherchen ergeben haben, bezuschussen auch andere Versicherer Brustvergrößerungen und andere kosmetische Eingriffe.

Die Lage in Deutschland

In Deutschland müssen Frauen ihre Brustvergrößerung komplett selbst bezahlen. Doch gibt Licht am dunklen Himmel! Eine Versicherung wurde gefunden, welche die Folgekosten der Brustvergrößerung-Operation übernimmt, jedenfalls die Kosten, welche die Krankenkasse nicht bezahlt. Die Versicherung bezahlt eventuelle Rückforderungsansprüche der Krankenversicherung für die Kosten, welche aufgrund von Komplikationen bei einer plastischen oder ästhetischen Operation entstehen. Allerdings ist auch die medizinische Notwendigkeit der Heilbehandlung zu belegen.